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James Bond und Beatles

 

Matthias Deutschmann mit dem Kabarettprogramm „Streng vertraulich“ in der Herkuleskeule

 

Natürlich kann Matthias Deutschmann nichts dafür, dass er ein bisschen an Schalck-Golodkowski erinnert, vollschlank, großgewachsen, jovial, respekteinflößend. Und ihm sitzt der Schalk im Nacken. Respekt aber hat er vor nichts und niemandem. Mit dem Kabarettprogramm „Streng vertraulich“ ist er auf Deutschlandtournee. Das Programm jedoch scheint auf die neuen Bundesländer maßgeschneidert zu sein. Deutschmann erzählt, wie „ein Mann mit schwarzem Kunstlederhütchen“ auf ihn zutritt, und versucht, ihn als „Kabarettagenten“ zu werben, oder eventuell als „Schläfer“. Die Gefahr, dass das Publikum in der Herkuleskeule zu Schläfern wird, besteht jedoch nicht. Die Pointen kommen unerwartet schnell und werden rasch gezündet. Deutschmann hat unglaublich feine Antennen, um wahrzunehmen, wann das Timing stimmt, und wie das Publikum darauf reagiert. Deutschmann selber sagt, er hat seinen Kabarettstil von Wolfgang Neuss gelernt. Manchmal startet er eine Pointe als „Versuchsballon“, nur um zu testen, wie das Publikum darauf reagiert. Kennt man überhaupt Feuilleton in Sachsen?, fragt er. Ein Zuschauer wirft ein, dass man hier „Phaeton“ kenne. Blitzschnell improvisiert Deutschmann Pointen auf diesen Einwurf. „Das Feuilleton liest keiner, und den Phaeton kauft keiner“. Sofort fällt ihm ein Wortspiel ein, das von Platons „Phaidon“ handelt, ein Werk, das ein Normalsterblicher erst einmal aus der hintersten Ecke seines Gedächtnisse hervorsuchen müsste, geschweige denn, dass ihm in Sekundenschnelle ein Wortspiel dazu einfallen würde. Deutschmanns Assoziationsfähigkeit und Geschwindigkeit ist stupend. Sein Lieblingsthema sind die Geheimdienste. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm dieses Abends. Jeder kriegt sein Fett weg, seien es die Amerikaner, Sharon oder die GEMA, mit der Deutschmann auf Kriegsfuß zu stehen scheint. Deutschmann spielt auf dem Cello einen Klassiker (welchen?) von den Beatles, jedenfalls behauptet er das. Natürlich „so verschlüsselt“, dass er „keine GEMA-Gebühren zahlen muss. Es sind natürlich todernste „Etüden“, was er spielt, und Deutschmann feixt dazu wie ein Schüler der gerade Musikunterricht nimmt. Damit klingt dann der Abend aus. ...Selten so gelacht!

 

Thomas Fekl

 

Veröffentlicht in: Dresdner Neueste Nachrichten vom 17. 03. 2004

 

 

 

Komödie oder Operette?

Unkonventionelles Stück im projekttheater 

 

Nur allzu oft kann man die Beobachtung machen, dass Amateurtheater dann und (fast) nur dann dem Publikum Spaß macht, wenn das Stück nicht gänzlich in den Hände von Laien liegt, sondern wenn es unter professioneller Anleitung entwickelt, eingeübt und geprobt wurde. Die Theaterpädagogen Antje Grüner und Christian Schmidt von der Staatsoperette erarbeiteten zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen die „Soaperette“ „Krass ohne Boden“, die letzten Donnerstag im projekttheater aufgeführt wurde. Diese „Mischung aus Soap Opera und Operette“ ist ein Leckerbissen auch und gerade für den intellektuellen „Operettenmuffel“. Sie hat nämlich mit einer Operette eher wenig am Hut, vielmehr atmet das kleine, böse Machwerk die Luft von Improvisationstheater und Commedia dell´arte. Die Schauspieler tragen Masken, die drei Viertel des Gesichtes bedecken und den jeweilige Darsteller auf eine Rolle und einen Charakter hin festlegen. So trägt der gemeine, rachsüchtige Casimo eine giftgrüne Maske, und die exaltierte Nachhilfelehrerin Madroschka (Mirjam Kappler) ist gar in einen Vogel verwandelt worden. Die Handlung ist chaotisch genug, um an Improvisationstheater zu erinnern: Der böse Unternehmer Don Tortilla (Michael Köckeritz) überredet seinen Sohn Helfried, sein Cafe anzuzünden, damit er die Versicherungssumme kassiert. Dann entführt er den Riecher (Sandra Schreiber), der sogar winzige Ketchupflecken auf dem Hemd olfaktorisch wahrnehmen kann, um gemeinsam mit der schönen Antoanett eine Parfümfabrik aufzumachen. Doch der kleine Helfried, der für jeden Schabernack zu haben ist, verrät seinen Vater, und alle befreien gemeinsam den bedauernswerten „Riechi“. Das ganze Stück lebt von der Skurrilität der Masken, von Wortwitz und Situationskomik. Man baut Klischees auf, provoziert Erwartungen beim Publikum, doch die Klischees werden bald schon gebrochen, und nie erfüllt sich eine Erwartung vollständig. Man singt kleine Couplets, doch der Gesang hat nur eine Nebenrolle, auch was die Zeit betrifft, die so ein „Stanzerl“ im Gefüge der Soap Opera einnimmt. Der Antoanett (Katerina Herlova) fehlt ein wenig die nötige Stimme, Hansnah (Auguste Sandner) singt zum Steinerweichen, nämlich gesanglich eher wenig geschult, aber schauspielerisch überzeugend traurig, der Moderator der „Reality Soap“ (Sebastian Opitz) begleitet das skurrile Treiben sehr pointiert auf dem Keyboard. Schauspielerisch am besten sind Casimo (Annemarie Kadner), Helfried (Lisa Schirmer) und Hansnah (Auguste Sandner). Maja Förster  als Marie-Sophie hat eine Nebenrolle, die ihr leider nicht zu brillieren gestattet. Ein kleines, giftiges Stück, das, so viele Wurzeln es auch hat, sich jeder Konvention entzieht. Weiter so!

 

Thomas Fekl

 

Veröffentlicht in: Dresdner Neueste Nachrichten 16. 06. 2007

 

 

 

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